Die Biologie der Schlupfwespen

Taxonomie

Es wird unterschieden zwischen echten und unechten Schlupfwespen. Die eigentlichen Schlupfwespen, die Echten Schupfwespen, bilden eine eigene Familie. Bei nicht genauerer Unterscheidung wird der Begriff Schlupfwespe aber auch immer wieder synonym für Legimmen verwendet, eine Gruppe, die Wespenarten wie Erzwespen, Brackwespen, Zehrwespen, Gallwespen und eben auch Schlupfwespen umfasst. Dieser Gebrauch des Begriffs Schlupfwespe zielt auf die Lebensweise der Wespen, nicht auf die tatsächliche biologische Taxonomie.

Legimmen (Terebrantia) bilden eine Gruppe zu der Unterordnung der Taillenwespen, die wiederum den Hautflüglern untergeordnet sind. Zu den Hautflüglern gehören Wespen, Ameisen, Bienen sowie Hummeln, die biologisch betrachtet zur Familie der Bienen gehören. Ursprünglich wurde die Gruppe der Legimmen auch als Parasitica bezeichnet, was die Lebensweise zum Ausdruck brachte. Legimmen besitzen einen Legestachel, den sie dazu benutzen, Eier in Wirtstiere, meist Larven, abzulegen. Die Wirtstiere werden während der Entwicklung der Larve (sogenannte Larvalentwicklung) aufgefressen, aus dem Wirtstier schlüpft schließlich die fertige Wespe. Das ist der Grund, warum gelegentlich alle Arten der Legimmen als Schlupfwespen bezeichnet werden, die eigentlichen oder Echten Schlupfwespen (Angehörige der Familie Ichneumonidae) sind aber nur eine Art der Legimmen neben Brackwespen etc.

Biologie der Schlupfwespen

Legimmen und somit auch die Echten Schlupfwespen haben keinen Wehrstachel. Wehrstachel, gemeinhin als Giftstachel bekannt, dienen der Abwehr von Feinden, der Legestachel, auch Eiablageröhre oder Legebohrer genannt, dienen einzig dem Zwecke der Fortpflanzung, wenngleich der Legestachel evolutorisch die Vorform des Wehrstachels ist, wie er sich bei den größeren Wespenarten entwickelt hat. Immer wieder geäußerte Behauptungen, jemand sei von einer Schlupfwespe gestochen worden, sind damit ins Reich der Phantasie zu verbannen.

Wie schon unter Taxonomie beschrieben, leben Legimmen parasitoid. Parasitoiden leben wie Parasiten auf Kosten von Wirtstieren. Anders als bei Parasiten ist die Parasitierung jedoch nicht auf Dauer angelegt, sondern hält nur für das Stadium der Entwicklung an, an dessen Ende der unvermeidliche Tod des Wirtstieres steht.

Legimmen befallen andere Insekten. Befallen werden ausschließlich holometabole Insekten. Holometabole Insekten sind charakterisiert durch das Durchlaufen einer vollständigen Metamorphose (Larve -> Puppe -> Imago). Zu den holometabolen Insekten, die von Legimmen und Schlupfwespen befallen werden, gehören beispielsweise Motten (Kleidermotten, Lebensmittelmotten, Lauchmotten und andere Falter), Käfer (Brotkäfer, Messingkäfer etc.), Pflanzenläuse (Blattläuse, Schildläuse usw.) und sogar Spinnen, Fliegen (Schmeißfliegen, Weiße Fliegen) und andere Wespenarten (Pflanzenwespen). Diese Insekten, zumeist Larven, werden mit den eigenen Eiern infiziert, die als Nahrungsquelle für die Larven dienen und von innen zerfressen werden. In einigen Fällen legen die Legimmen ihre Eier mittels des Legebohrers direkt im Körper des Wirtstieres ab, in anderen Fällen werden die Eier nur auf dem Wirtstier abgelegt.

Bei einigen Schlupfwespenarten fallen auch adulte Schlupfwespen über andere Insekten her. Die Schlupfwespen bohren die Beutetiere an und saugen sie aus.

Legimmen und somit Schlupfwespen sind evolutorisch auf einer sehr viel niedrigeren Stufe als die Echten Wespen angesiedelt. Obgleich sie (als Larven) immer als Populationen auftreten, sind die adulten Tiere Einzelgänger. Daher bilden Legimmen niemals Staaten.